Digitale Transformation im Dialog
Autor: Marcus Schick
| Lesezeit: 6 Minuten
16/12/2025
Digitalisierung verändert die Arbeitswelt – auch in der Logistik. Doch technologische Innovationen allein reichen nicht aus. Wie ein Reverse-Mentoring-Format bei DACHSER zeigt, sind Vertrauen, Offenheit und echtes Miteinander entscheidend, um digitale Veränderungen im Alltag und in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern.
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Kulturwandel auf Knopfdruck? Kann das funktionieren? Für Hendrik Jansen, Geschäftsführer der DACHSER Driver and Truck Services GmbH, war der Umstieg auf Microsoft M365 zunächst auch ein Schritt heraus aus der eigenen Komfortzone. Weg von der vertrauten Systemwelt, hinein in die neue, cloudbasierte Kollaborationsumgebung mit Outlook, Teams, SharePoint und Co.
Das technische Upgrade entpuppte sich nicht zuletzt auch als kulturelle Herausforderung. Schnell habe sich herausgestellt, dass es um mehr ging als ein neues Chat- oder Mailprogramm zu nutzen. „Es taten sich neue Kommunikationsformen im Team, schnellere Entscheidungswege, andere Erwartungen auf – und nicht zuletzt für mich als Führungskraft ein neues Rollenverständnis von Führung und Zusammenarbeit. Informationen wurden mit den neuen digitalen Tools plötzlich geteilt statt versendet, es wurden Türen geöffnet, Entscheidungen kollaborativ zu treffen, statt zu delegieren“, sagt Jansen.
Neue Denkmuster für ein Digital Mindset
Und genau darin liegt der Kern der Digitalisierungsstrategie von DACHSER. Das Unternehmen verfolgt einen umfassenden Ansatz, bei dem nicht nur technologische Voraussetzungen geschaffen, sondern Denk- und Verhaltensmuster der Mitarbeitenden gezielt gefördert werden. Das zielt darauf ab, ein Digital Mindset zu schaffen, Offenheit, Lernbereitschaft und den Mut zur Veränderung zu fördern. So werden digitale Technologien bei DACHSER nicht nur eingeführt, sondern auch im Logistikalltag wirksam eingesetzt.
Die Digitalisierung bei DACHSER ist ein umfassender Wandel, der technologische Innovation mit einer veränderten Denk- und Arbeitsweise verbindet. Ein zentrales Element ist das „Digital Mindset“, das Offenheit sowie Bereitschaft zum Lernen und für Veränderung fördert, um digitale Technologien wirksam im Alltag einzusetzen.
Informationen wurden mit den neuen digitalen Tools plötzlich geteilt statt versendet, es wurden Türen geöffnet, Entscheidungen kollaborativ zu treffen, statt zu delegieren.
Steile Lernkurve auf der digitalen Lebensreise
Für Hendrik Jansen, der bei DACHSER verantwortlich ist für Fahrerprozesse, Fahreraus- und weiterbildung sowie die Zusammenarbeit mit Service-Partnern, gehört der Umgang mit digitalen Tools zum „täglich Brot“. Ein „Digital Native“ sei er deshalb aber noch lange nicht. Auf einer Digitalisierungskompetenz-Skala von 1 bis 10 hätte sich der 49-Jährige irgendwo im unteren Drittel verortet. Genau hier setzt das Reverse-Mentoring-Programm von DACHSER an. Meist jüngere Mitarbeitende aus der IT- und Digitalwelt coachen erfahrene Kolleginnen und Kollegen auf ihrem Weg durch die Digitalisierung.
„Reverse Mentoring ist keine Top-down-Technologieschulung, sondern Dialog zwischen Mentor und Mentee auf Augenhöhe. Im Mittelpunkt stehen der konkrete Anwendungsbedarf und das ‚Digital Mindset‘ jedes Einzelnen“, sagt Kerstin Beckmann, Team Leader IT Education & Communications bei DACHSER. Die 28-Jährige war eine der ersten Mentorinnen im neuen Format. „Es geht uns bei DACHSER darum, Barrieren abzubauen – und zwar in beide Richtungen“, sagt sie. „Reverse Mentoring heißt: Lernen und Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe. Nicht als Schulung, schon gar nicht als Frontalunterricht, sondern als Gespräch. Zwei Stunden, einmal im Monat. Da gibt es viel Raum für Fragen, Ausprobieren und eigene Perspektiven.“
Reverse Mentoring kehrt klassische Rollen um: Jüngere Mitarbeitende coachen erfahrenere Kolleginnen und Kollegen – etwa zu digitalen Tools, neuen Arbeitsweisen oder sozialen Medien. Dabei geht es nicht um Techniktraining im engeren Sinn, sondern um Perspektivenaustausch, gegenseitiges Verständnis und konkrete Unterstützung im Arbeitsalltag. Bei DACHSER treffen sich regelmäßig freiwillige Tandems, tauschen sich auf Augenhöhe zu konkreten digitalen Fragen des operativen Alltags aus und lernen voneinander.

Dialog über alle Hierarchieebenen
Was dabei passiere, sei oft erstaunlich: Denn wer mit den neuen, immer ausgereifteren digitalen Anwendungen arbeite, verändere nicht nur sein Werkzeug, sondern oft auch sein Rollenverständnis. „Plötzlich ist da ein Chatfenster, in dem man auch dem Geschäftsführer direkt eine Nachricht schicken kann – und eine Antwort bekommt. Zusammenarbeit wird sichtbar – für alle und in Echtzeit“, sagt Beckmann. Dies zahle unmittelbar auch auf Führungsprinzipien von DACHSER ein. Orientierung geben, Vertrauen schaffen und Teams zur Selbstorganisation befähigen: Das mache moderne Führung bei DACHSER aus. „Das digitale Mindset ist ein zentraler Schlüssel, um in einem dynamischen Umfeld schnell und flexibel zu agieren und gleichzeitig klare Werte und Leitlinien zu bewahren.“ Das können Kerstin Beckmann und Hendrik Jansen aus ihren jeweils ganz unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungshintergründen gleichermaßen bestätigen.
„Im Reverse Mentoring merken die Führungskräfte sehr schnell, dass sie sich öffnen und auf neue Denkweisen einlassen dürfen. Und die jüngeren Mentorinnen und Mentoren erleben, wie viel Wertschätzung sie mit ihrem Wissen von den Führungskräften erfahren“, so Beckmann. „Ich selbst habe im Dialog mit Hendrik viel über die Verantwortung gelernt, die auf Führungskräften lastet – und wie wichtig es ist, neue Technologien mit Augenmaß, aber auch mit Konsequenz einzuführen.“
Reverse Mentoring ist keine Top-down-Technologieschulung, sondern Dialog zwischen Mentor und Mentee auf Augenhöhe. Im Mittelpunkt stehen der konkrete Anwendungsbedarf und das ‚Digital Mindset‘ jedes Einzelnen.
Gemeinsam wachsen statt weiter so
Das sieht auch Hendrik Jansen so. Sich als Führungskraft für neues Wissen und neue Erkenntnisse zu öffnen und damit aktiv das Teamplay voranzubringen, ist für den Geschäftsführer der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH allerdings auch „gelernt“. Aus Erfahrung weiß er: „Ausbildung ist niemals eine Einbahnstraße. Wir wollen mündige Mitarbeitende, die mitdenken und mitmachen. Dafür müssen Führungskräfte mit ihnen im Gespräch und Austausch bleiben. Digitale Tools helfen uns heute maßgeblich dabei.“ Seine eigene Haltung habe sich durch das Reverse Mentoring bereits deutlich verändert. „Ich war vorher eher skeptisch, was digitale Meetings oder kollaboratives Arbeiten via MS Teams anging. Heute nutze ich unsere Tools ganz selbstverständlich. Auch weil ich erlebt habe, dass sie mir und meinem Team im Alltag wirklich nützliche Helfer sind.“
Das freut Kerstin Beckmann zu hören: „Es sind solche persönlichen Erfahrungen, die Digitalisierung greifbar machen und Vorbehalte abbauen. Nicht als Pflichtübung, sondern als Chance, neue Wege zu gehen. Für Hendrik Jansen steht fest: „Kerstin und ich haben ein tolles Tandem gebildet aus Jung und Erfahren. Unser gemeinsames Reverse Mentoring hat definitiv meinen Blick geweitet und mir gezeigt, wie viel Potenzial in der Digitalisierung und der dadurch unterstützten persönlichen Zusammenarbeit steckt.“ Auf der Digitalisierungskompetenz-Skala von 1 bis 10 sei er mittlerweile bei 6 angekommen. „Luft nach oben gibt es immer. Aber ich weiß, wie es weitergeht – mit Neugier, Offenheit und wachsender Begeisterung für konstruktives Miteinander.“






