Und es geht doch! Drei Tage und über 2.000 Kilometer mit dem E-Lkw

Eine Fahrt von Ostwestfalen-Lippe an die Österreichisch-Ungarische Grenze – mit einigen Herausforderungen und noch mehr Erkenntnissen.

Autor: Christian Auchter I Lesezeit: 5 Minuten

15/11/2024

Die DACHSER Niederlassung in Bad Salzuflen setzt den E-Lkw Renault Trucks E-Tech D für den täglichen Verteilerverkehr rund um die Niederlassung ein. Mit einer Reichweite von etwa 300 Kilometern ist der wendige und leise batterieelektrische Truck dafür gut geeignet. Doch ist das Fahrzeug auch einem Trip quer durch Europa, über mehrere Ländergrenzen hinweg, gewachsen?

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2.000 Kilometer mit dem E-Lkw? Die Frage stellte sich, als Matthias Syrbe, der in der Disposition arbeitet, um Unterstützung für einen Transport für wohltätige Zwecke bat. Per Lkw sollten Möbel nach Ungarn gefahren werden – 2.100 Kilometer hin und zurück. Operations Manager Hans-Jürgen Westerhoff wollte helfen. Doch zur Verfügung stand nur der E-Lkw, den die Niederlassung im Nahverkehr einsetzt. Für Matthias Syrbe und seinen Beifahrer kein Grund, sich anderweitig umzuschauen – und der perfekte Anlass für ein kleines Abenteuer. Im Interview erzählt er von der Reise.

Per E-Lkw von Nordrhein-Westfalen nach Ungarn – haben Sie gezögert?

Matthias Syrbe: Mein erster Gedanke war ehrlich gesagt: Ob das wohl klappt? Denn es ist eine lange Fahrt – da hat man schon etwas Respekt. Doch mein Beifahrer hat mich bei den Planungen unterstützt und auch bestärkt, dass wir das gemeinsam hinbekommen. Daher war der Entschluss dann doch schnell gefasst.

Wie liefen die Vorbereitungen ab?

M. Syrbe: Die größte Herausforderung war es, für die Strecke Ladestationen mit ausreichend Ladekapazität zu finden, die auch von Lkw angefahren werden können. Dafür nutzten wir verschiedene Apps. So haben wir die Route und Lademöglichkeiten vorab genau geplant. Die Ladestationen sollten dabei direkt an der Autobahn liegen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Und natürlich mussten wir uns im Vorfeld auch mit dem Fahrzeug vertraut machen und uns genau über Reichweite und Ladezeit der Akkus informieren.

Auf Basis der Informationen, die uns dann vorlagen, also zur Ladezeit, den Akkus, der Reichweite und der Technik des Fahrzeugs – verbunden mit den Lademöglichkeiten an der Strecke – hatte ich dann überhaupt keine Bedenken mehr. Nur noch einen gesunden Respekt.

2%

Restladung zeigte der E-Lkw von Renault Trucks nach 354 Kilometer Fahrt an, als endlich eine rettende Ladestation erreicht wurde. Zuvor war ein geplanter Ladestopp nicht nach Plan gelaufen.

Der E-Lkw an der Ladestation.
Neun Mal musste unterwegs nachgeladen werden.
Nicht immer passte der E-Lkw an die Ladesäule, die in der Regel für E-Autos ausgelegt sind.
Glückliche Ankunft in Ungarn.
Es hat schon Spaß gemacht, elektrisch unterwegs zu sein.
Matthias Syrbe, Disponent bei DACHSER in Bad Salzuflen

Hat sich Ihre Zuversicht bestätigt? Wie hat sich der E-Lkw geschlagen?

M. Syrbe: Auf der Hinfahrt gab es keinerlei Probleme. Der Renault spulte die Kilometer runter und fuhr die ganze Strecke bis nach Ungarn ohne jegliche Mucken. Auf der Rückfahrt hatten wir dann eine Fehlermeldung vom Bordcomputer, die sich aber nach etwa zehn Minuten wieder von selbst erledigte. Doch auch währenddessen lief der Lkw einwandfrei und stets mit voller Leistung. Es hat schon Spaß gemacht, elektrisch unterwegs zu sein.

Stichwort elektrisch – ging der Plan mit den Ladestationen auf?

M. Syrbe: Nicht ganz. Leider mussten wir einige Änderungen der Wegstrecke in Kauf nehmen, denn die Informationen über die Ladestationen, die wir im Vorfeld eingeholt haben, waren manchmal fehlerhaft. Insgesamt neun Mal mussten wir unterwegs nachladen, und die größte Herausforderung war es, die Ladestationen tatsächlich anzufahren. Viele als Lkw-tauglich beschriebene Ladesäulen waren es in Wirklichkeit gar nicht. Am Ladepunkt war es in der Regel sehr eng, und wir mussten häufig Pkw-Parkplätze belegen, um überhaupt laden zu können. Das fanden wir natürlich alles andere als ideal.

Da mussten Sie einige Herausforderungen meistern.

M. Syrbe: Einmal wurde es richtig eng. Wir hatten einen Ladepunkt mit einer Ladekapazität von 330kW im Vorfeld ausgesucht. Doch vor Ort wurden dann nur 45kW Ladestrom abgegeben. Das brachte unseren Zeitplan völlig durcheinander. Wir brachen den Ladevorgang ab und suchten uns eine andere Lademöglichkeit. Dort angekommen war der Lkw dann zu hoch für die neue Ladestelle –wir mussten mit 10% Restladung wieder abziehen. Schließlich fanden wir doch noch eine andere Lademöglichkeit. Da waren dann noch 2% in den Akkus – und wir beide leicht in Panik. Aber es klappte alles, und diese Situation hatte auch etwas Gutes: Denn jetzt wissen wir, dass man mit dem Renault auch 354 Kilometer schafft, wenn’s wirklich drauf ankommt.

Wie fällt Ihr Fazit insgesamt aus? Werden Sie wieder mal elektrisch auf Langestrecke gehen?

M. Syrbe: Unsere Fahrt hat gezeigt: Mit dem E-Lkw ist man zuverlässig unterwegs – doch die Ladesituation unterwegs an den Autobahnen ist noch sehr ausbaufähig. Trotz der komplizierten Lade- und Parksituation würde ich jederzeit diese Tour – oder auch jede andere Tour – mit einem E-Lkw fahren. Ich kenne jetzt die Kleinigkeiten und Details, auf die man achten muss. Und die Ladesituation wird sich mit der Zeit verbessern, davon bin ich überzeugt.

Christian Auchter

Redaktion DACHSER magazin

Christian Auchter

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