Fahrertrainer für E-Mobilität
Autor: Marcus Schick I Lesezeit: 7 Minuten
27/11/2025
Alexander Sontheim ist Fahrertrainer bei der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH. Seine Aufgabe: Fahrerinnen und Fahrer fit machen für effizientes Fahren – in einer sich rasch wandelnden Transportwelt. Seine größte Stärke? Ein unerschütterlicher Glaube an die Menschen und den technischen Fortschritt.
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Wenn Alex Sontheim an die neuen elektrischen Schwer-Lkw- und Hofumsetzer denkt, geht ihm das Herz auf. „Die Boliden sind ganz meine Welt: Spitzentechnik – robust, stylisch und auf Hochleistung getrimmt. Das kommt mir manchmal vor wie in der Formel 1“, sagt er und lacht laut und herzerfrischend, dass der lange Kinnbart bebt. „Nur dass ich hier statt Wettkampf und Rundenzeiten das Ladeverhalten und die Energieeffizienz im Blick habe.“
Der 54-jährige Allgäuer ist Fahrertrainer bei der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH (DTS GmbH) – und einer, der weiß, wovon er spricht. Mehr als 25 Jahre ist er selbst Lkw gefahren, erst angestellt, dann als Unternehmer im Auftrag von DACHSER Food Logistics in Memmingen. Vor zwei Jahren wechselte er ins Trainerteam der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH und bringt heute nicht nur die neue Generation an Berufskraftfahrern auf die Straße, sondern lotst auch Routiniers sicher ins neue Zeitalter der Vernetzung und der E-Mobilität.
Veränderung, das weiß Alex, ist in einem Traditionsberuf wie Berufskraftfahrer kein Selbstläufer. Die Skepsis gegenüber alternativen Antrieben sei im Fahrerkreis noch immer weit verbreitet und eine treue Begleiterin auf seinem Trainingsweg. Doch damit kann er gut umgehen. „Ich bin kein Theoretiker“, sagt Alex. „Ich bin jemand, der mit den Leuten auf Augenhöhe redet – und der weiß, wie sich das anfühlt, wenn du nachts um halb vier in dein Fahrzeug steigst und funktionieren musst.“ Diese Authentizität kommt an. Nicht nur bei den jungen Fahrerinnen und Fahrern, sondern gerade auch bei denen, die schon vieles gesehen haben.

Vom Panzer ins Schulungscockpit
Alex selbst kennt sich mit Veränderung bestens aus. Nach einer Verkäuferlehre und einer Zusatzausbildung als Kommissionierer landete er zunächst bei der Bundeswehr, wurde Geschützführer und Ausbilder für Panzerhaubitzen. Als er im Jahr 2000 den Militärdienst quittierte, nahm er sich erst einmal ein Jahr Auszeit, um als Fan sein großes Idol Michael Schumacher auf dem Formel-1-Zirkus rund um die Welt zu begleiten – Melbourne, Imola, Spa, Budapest, Nürburg- und Hockenheimring … Zudem war der Tausendsassa auch noch Skilehrer, verdingte sich als Berufskraftfahrer im Speditionsauftrag und schließlich als selbstfahrender Unternehmer mit eigenem Lkw. „Ich habe viel ausprobiert – und überall gelernt, wie wichtig Disziplin, Vertrauen und ein gutes Gespür für Menschen sind.“
Dieses Gespür bringt er heute in seine Rolle als Fahrertrainer ein. Mit seinem Kollegen der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH Roland Zitzmann hat er ein Konzept für Fahrsicherheits- und Fahreffizienztraining erarbeitet. Sein Schwerpunkt liegt auf der Qualifizierung für den Umgang mit E-Lkw. Was einfach klingt, ist in der Praxis ein komplexer Mix aus Technik, Sicherheit, Verantwortung und Kommunikation. „E-Fahrzeuge fahren sich anders, sie bremsen anders, sie „tanken“ anders – das ist nichts, was man zwischen Tür und Angel lernt. Wer sich darauf einlässt, wird jedoch mit einer völlig neuen Dimension intelligenten Fahrens belohnt.“
Ein wichtiger Baustein für die Unterstützung der Fahrer im Alltag ist die Telematik. Hier nutzen die Trainer die mittlerweile in DACHSER Fahrzeugen verbreitete spezielle digitale Plattform ZF Scalar. „Sie überträgt Fahrdaten aus dem Cockpit in Echtzeit ins System und bildet das Fahrverhalten ab: beim Bremsen, Fahren, Beschleunigen“, sagt Alex. Da würden für jeden einzelnen Fahrer und das Fuhrparkmanagement die erreichten und noch erreichbaren Effizienzpotenziale direkt sichtbar. „Das ist für alle eine große Hilfe.“
Fahrertrainer der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH schulen das Fahrpersonal von DACHSER und den Servicepartnern in Theorie und Praxis – mit Fokus auf Sicherheit, Effizienz und neue Fahrzeugtechnologien wie Elektromobilität. Sie begleiten Berufskraftfahrer bei technologischen Umstellungen, geben Sicherheit im Umgang mit neuen Systemen und fördern zugleich das Verständnis für moderne Logistikprozesse.
E-Fahrzeuge fahren sich anders, sie bremsen anders, sie „tanken“ anders – das ist nichts, was man zwischen Tür und Angel lernt.
Fahrtraining mit Vertrauen
Für die Fahrertrainings stehen Schulungsfahrzeuge zur Verfügung, u. a. vollelektrische Lkw mit vier Sitzplätzen im Cockpit. Hier erklären die Trainer nicht nur „live“, wie sich der Retarder beim Verzögern und Bremsen korrekt einsetzen lässt oder welche Strategien zur Reichweitenoptimierung sinnvoll sind. Alex spricht dann auch über das richtige Verhalten bei überraschenden Herausforderungen im Straßenverkehr, die Bedeutung von vorausschauendem Fahren sowie über das Zusammenspiel von Telematik und Alltagspraxis.
„Am Ende geht’s nicht um Technik, sondern um Vertrauen“, weiß Alex. Das Vertrauen in die Systeme – aber auch in einen selbst. Dafür müsse man sich als Fahrerin und Fahrer auf den Wandel einlassen, ohne sich selbst zu verlieren. Die größte Herausforderung sei oft nicht die Technologie, sondern der Kopf. „Wenn jemand mit offener Haltung ins Fahrzeug steigt, ist das schon die halbe Miete.“
Dass sich das Berufsbild des Fahrpersonals verändert, spürt Alex täglich. Das noch immer verbreitete schlechte Image des Berufs spiegele jedoch bei weitem nicht die Leistungen wider, die heute im Cockpit und an der Rampe bei der Zustellung erbracht würden: „Fahrerinnen und Fahrer sind heute Kommunikationsschnittstelle, Sicherheitsgarant und Technikverantwortliche in einem. Da reicht es nicht mehr, nur das Fahrzeug zu beherrschen – man muss verstehen, wie die Prozesse dahinter funktionieren.“
Seine Trainings sind deshalb nicht nur technische Einweisungen. Sie sind immer auch ein Stück Kulturarbeit: Wertschätzung zeigen, Ängste abbauen, Stolz vermitteln. „Wir brauchen Leute, die nicht nur fahren, sondern mitdenken, sich einbringen und ein Gespür dafür entwickeln, wie wichtig ihre Arbeit für die gesamte Logistikkette ist.“
Der Trainer als Multiplikator
Aktuell ist Alex nicht nur auf Achse, sondern auch dabei, das Wissen zu multiplizieren. Mit den Kollegen der DACHSER Driver and Truck Fleet Services GmbH und Fachexperten entwickelt er ein europaweites Schulungskonzept nach dem Train-the-Trainer-Prinzip. Ziel ist es, in den nächsten Jahren ein Netzwerk an Fahrertrainern aufzubauen, das das Know-how über Elektromobilität, Sicherheit und modernes Fahrverhalten in die Fläche bringt – vom Allgäu bis nach Spanien und an den Polarkreis.
„Ich sehe mich nicht als Einzelkämpfer, sondern als Teil einer Bewegung“, sagt Alex. Der Wandel im Cockpit sei für ihn keine abstrakte Zukunftsfrage, sondern längst gelebte Realität. „Mit jedem Training, jeder Fahrt, jeder Rückmeldung wächst das gemeinsame Verständnis – und das Selbstvertrauen derer, die Tag für Tag auf der Straße Verantwortung übernehmen“, sagt der Fahrertrainer. Wie das geht? Lachend tippt er sich mit dem linken Zeigefinger an die Stirn, mit dem rechten deutet er auf seinen rechten Fuß. „In der Verbindung von Kopf und Fuß steckt die ganze Magie des neuen Fahrens“, sagt er und lacht. Dann zieht er den Stecker des E-Lkw aus der Ladesäule – das nächste Training wartet.









