Global Groupage: Vernetzte Lieferketten
Autor: Marcus Schick
I Lesezeit: 6 Minuten
22/04/2024
Die Welt verändert sich. Und damit auch die Märkte. Unter dem Eindruck geopolitischer Macht- und Interessensverschiebungen und vielfach gestresster Lieferketten sind neue Konzepte gefragt. Für die Logistik bedeutet das die bestmögliche Verzahnung globaler End-to-End-Transporte und Kontraktlogistiklösungen.
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Es scheint paradox. Auf der einen Seite rücken Menschen und Märkte in einer zunehmend digitalisierten Welt immer enger zusammen. Auf der anderen Seite sorgen Krisen, Kriege sowie geopolitische Macht- und Interessensverschiebungen dafür, dass neue Blockbildungen, Protektionismus und Abkehr vom Freihandel Konjunktur haben wie lange nicht. Dabei steht eines fest: Die Karten werden in immer schnellerer Abfolge neu gemischt.
Und es gibt erhebliche Unterschiede in den Entwicklungsgeschwindigkeiten. Während 2008 die USA und Europa noch die gleiche Wirtschaftsleistung aufwiesen, kommt die USA heute auf einen 80 Prozent höheren Wert. Auch für die Zukunft wird das globale Wachstum hauptsächlich außerhalb Europas stattfinden. Bis 2040 soll laut Schätzungen des Internationalen Währungsfonds der Anteil der Asia-Pacific-Länder (APAC) am weltweiten Bruttoinlandsprodukt auf über 40 Prozent steigen – bis 2050 sogar auf über die Hälfte. Heute liegen bereits von den zehn größten Häfen der Welt allein neun in Asien.
„Geopolitics and the geometry of global trade“ heißt eine aktuelle Studie des McKinsey Global Instituts, die dazu weitere Aspekte genauer unter die Lupe nimmt. Die Marktforscher analysieren hier, wie nah beziehungsweise fern sich Länder und Ökonomien heute sind und in Zukunft sein könnten – und zwar losgelöst von der tatsächlichen geografischen Distanz. Bei der Neuvermessung der „Geometrie des Welthandels“ sehen die Marktforscher zwei Entwicklungspfade: Zum einen die Ausrichtung auf einen „deglobalisierten“ Welthandel. Das Auseinanderdriften der beiden weltweit führenden Volkswirtschaften USA und China liefert dafür ein Beispiel. Dies äußert sich in Strafzöllen, Sanktionen, gegenseitiger Verwehrung von Marktzugängen, der Entkopplung von Forschung und Entwicklung und vielen weiteren Abgrenzungsmaßnahmen.

Resilienz durch Miteinander
Die Studienautoren sehen zum anderen einen zweiten Weg als günstigere Alternative, nämlich einen stärker diversifizierten Handel, bei dem die Möglichkeiten der Kollaboration gegenüber geopolitischen Vorbehalten abgewogen würden. Denn damit verbänden sich viele potenzielle Vorteile: Zum Beispiel in Form von Widerstandsfähigkeit gegenüber bestimmten Formen von Versorgungsunterbrechungen, sowie Möglichkeiten zur Förderung eines integrativeren Handelssystems und einer integrativeren Wirtschaft. Eine entscheidende Voraussetzung dafür schaffen gegenseitiges Vertrauen und ein offener, transparenter Austausch. „Ein breit gefächertes und diversifiziertes Netz von Handelsbeziehungen wird ohne Zusammenarbeit nicht zu erreichen sein“, urteilt die Studie.
Und die Zeit drängt. Gerade für die von zuletzt eher düsteren Konjunkturaussichten unter Druck gesetzten europäischen Volkswirtschaften. „In den nächsten zehn Jahren werden etwa 85 bis 90 Prozent des weltweiten Wachstums außerhalb der EU stattfinden“, erklärte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis während der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2024 und riet: „Wir müssen also vernetzt sein, wenn wir unser Wachstum und unseren Wohlstand erhalten wollen.“
Weltweite Netzwerke verzahnen
„Die Welt um uns herum verändert sich. Die Märkte verändern sich. Unsere Kunden verändern sich. Wir müssen uns auch selbst verändern“, stellt DACHSER CEO Burkhard Eling fest. „Wenn die Hauptimpulse für langfristiges Wachstum von DACHSER in Asien und Amerika zu finden sind, muss sich dies auch in der Ausgestaltung und Qualität unserer Netzwerke widerspiegeln. Um schon heute die Voraussetzungen für die Geschäftsmodelle von morgen und übermorgen zu schaffen, verzahnen wir den stabilen und extrem leistungsfähigen Kern unseres europäischen Stückgutgeschäfts noch enger mit unseren interkontinentalen Logistikangeboten. In solchen langfristigen Dimensionen zu denken, ist Aufgabe, aber zugleich auch ein Privileg von DACHSER als Familienunternehmen.“ Im Mittelpunkt stehe dabei das Zusammenführen einer Vielzahl von Einzelleistungen zu einer integrierten, ganzheitlichen und durchgängigen Gesamtlösung von Europa in die Welt und aus der Welt nach Europa. „Wir nennen das Global Groupage“, so der DACHSER CEO.
Die Voraussetzung für eine solche umfassende Verzahnung des gesamten Logistik-, Luft- und Seefrachtmarkts schafft das Road Logistics-Stückgutnetzwerk von DACHSER. Es ist über Jahrzehnte gewachsen und gereift und zählt zu den größten und leistungsfähigsten in ganz Europa. „Indem wir unsere beiden Netze, European Logistics und das Air & Sea Logistics-Netzwerk, noch weiter und enger physisch und systemseitig miteinander verbinden, werden wir internationalen Kunden einen neuen integrierten Ansatz und ganz neue Marktzugänge von und nach Europa bieten können“, betont Dr. Tobias Burger, COO DACHSER Air & Sea Logistics. „Das gelingt im globalen Maßstab nur denen, die wie DACHSER eine entsprechende Netzwerkreife und vor allem weltumspannendes, service-orientiertes Zusammenarbeiten aller involvierten Mitarbeitenden mitbringen.“
Logistikdienstleistungen nicht allein auf Transporte von A nach B zu beschränken, sondern sie den Kunden aus umfassend verzahnten Netzwerken als beliebig tief integrierbare Logistikdienstleistung anbieten zu können, ist bei DACHSER „gelernt“. „Beim systematischen Auf- und Ausbau des Road Logistics-Netzwerks sind wir immer dem Grundsatz gefolgt, als der integrierteste Logistikdienstleiser eine Qualität zu bieten, die uns vom Wettbewerb differenziert“, erklärt Alexander Tonn, COO Road Logistics bei DACHSER. „Es ist die gewachsene Verbindung aus Assets, Menschen, Informationen und Technologien, die die DACHSER-Netzwerke besonders macht.“
Indem DACHSER nun diese Erfahrungen aus European Logistics in den weiteren Ausbau des Luft- und Seefrachtgeschäftes einfließen lasse, so Tonn weiter, könne man geschäftsfeldübergreifend das Beste aus beiden Welten – aus Road Logistics und aus Air & Sea Logistics – vereinen. „Wir bauen unsere globalen End-to-End-Transport- und Kontraktlogistiklösungen so schrittweise aus“, bestätigt Dr. Tobias Burger.
Wie DACHSER für seine Kunden die komplette Lieferkette vom Sourcing in Asien bis hin zur Auslieferung bei den Kunden weltweit steuert, darüber hatte das DACHSER magazin in der Ausgabe 3/2023 am Beispiel eines Kunden aus dem Technologie-Sektor berichtet. ifm electronic profitiert von dem nahtlosen Ineinandergreifen der weltweiten DACHSER-Netzwerke in Air & Sea und European Logistics. DACHSER Air & Sea Logistics organisiert den Transport von Komponenten aus Asien im Seecontainer ab Hong Kong nach Europa. Von Hamburg aus gelangen die Container dann direkt per Bahnfracht nach Süddeutschland. Entladen werden die Container bei DACHSER in Langenau nahe Ulm, von wo die Produkte per Lkw zum größten ifm-Entwicklungs- und Produktionsstandort in Tettnang und weiter auf die europäischen Märkte nach Frankreich, Tschechien und Polen ausgeliefert werden. Im Ergebnis heißt dies: volle Transparenz und optimale Qualitätssteuerung über die gesamte Supply Chain bei gleichzeitig deutlich verkürzter Zustellzeit.
COO Air & Sea Logistics Tobias Burger berichtet im Gespräch über seinen Weg an die Spitze der Luft- und Seefracht bei DACHSER und das Potenzial von weltweit integrierten Transport- und Kontraktlogistik-Services.
Mit Global Groupage entwickeln wir die zukünftige Stückgutlösung für unsere global agierenden Kunden.
Ein Lösungspfad für die Kunden
Ökonomen, wie in der McKinsey-Studie, raten global agierenden Unternehmen zum Umdenken: „In der gegenwärtigen Situation der Ungewissheit ist es für Unternehmensleiter unerlässlich, auf eine Reihe potenzieller Verschiebungen in der Geometrie des Handels vorbereitet zu sein.“ Es gehe darum, eine Strategie zu haben, die die einer sich entwickelnden Welt gerecht werde. „Mit Global Groupage entwickeln wir die zukünftige Stückgutlösung für unsere global agierenden Kunden“, erklärt Burkhard Eling. „Damit folgen wir klar der DACHSER-Mission, die weltweit intelligenteste Kombination und Integration logistischer Netzkompetenzen zu schaffen und damit die Logistikbilanz unserer Kunden zu optimieren. Das hat Zukunft, gerade in herausfordernden Zeiten.“